Heute vor 25 Jahren wurde Geschichte geschrieben, zusammen mit weiteren Automobil-Bloggern möchte ich an dieses Datum erinnern und meine eigene Erinnerungen etwas niederschreiben.

Ich bin Baujahr 1979. Nach Adam Riese und Eva Zwerg war ich 1989 also genau 10 Jahre alt. Meine eigenen Fahrzeuge bis dato wurden hergestellt von Big (Bobby Car), Siku, Matchbox, Revell, Kettler (Kettcar) und Wiking – und dann gab es da noch den Porsche. Ich hatte damals einen ferngesteuerten Porsche. Ein Porsche 911 Cabriolet. In Rot! Ich kann mich noch gut an dieses ferngesteuerte Auto erinnern, ich hatte meine Mutter – die damals noch lebte – bekniet es mir doch zu kaufen. Bei Karstadt! In Münster! Ich wollte es so gerne. Dieses rote Cabriolet:

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Der Porsche 911 Turbo als Cabriolet! Der hat damals 99 DM gekostet. Von den letzten Kröten hat sie ihn mir gekauft, für Batterien reichte damals das Bargeld nicht mehr, aber ich war überglücklich. Ich hatte meinen Porsche. Das Glück der Erde: Für mich ein ferngesteuertes Auto. Für andere war es die Freiheit. Die Reisefreiheit. Die Öffnung einer Grenze. Nun, ich war jung – für mich galten da noch die materiellen Wünsche eines Kindes man mag es mir verzeihen.

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In meinem Zimmer hatte ich einen Globus. Wie oft bin ich mit den Finger über die Länder gefahren? Welche Länder wollte ich unbedingt mal sehen? Die USA! Das war klar, zu gern habe ich die Serien aus den USA gesehen. A-Team, Knight Rider, ein Duke kommt selten allein… was haben alle Serien gemeinsam? Die Autos bzw. die Fahrzeuge – die sind heute doch Kult. Die haben also nicht nur meine Jugend, sondern eine ganze Generation geprägt. Hinterm Vorhang gab es den Trabant, davon träumten wir im Westen – aus welchen Gründen auch immer – nicht.

Autos spielten in meinem Leben dennoch eine große Rolle. Wir wohnten neben einer KFZ-Werkstatt. Die hatten auch ein Abschleppunternehmen und fuhren für einen großen deutschen Automobilclub. Also verbrachte ich meine Freizeit in den Schrott-Autos, in der Werkstatt, im Lager, auf dem Abschlepper und während andere Kinder draußen Fussball spielten, hatte ich Spaß daran in der Werkstatt meine ersten Erfahrungen zu machen. Ich kannte also die große automobile Welt der 80er und 90er Jahre und mein Vater kaufte bei genau der Werkstatt auch immer unsere Fahrzeuge. Wir fuhren Ford Fiesta, Opel Ascona B und einen Opel Kadett D 1.3 SR mit 75 PS in weiß! Das war mein Liebling. Er war weiß, hatte Recaro Sitze, einen kleinen Heckspoiler, silberne Felgen und das gute Blaupunkt Radio. In dem Fahrzeug saß ich stundenlang und spielte “Autofahren”. Ich hörte dabei Schlager und stellte mir vor wie schön es sein muss, einfach mal frei dorthin zu fahren wo ich gerne möchte. Damals waren meine Ziele gar nicht so weit entfernt. Von Münster wollte ich zum Teutoburgerwaldsee, zum Kettler-Hof nach Haltern und ich wollte immer ans Meer. Schon damals liebte ich das Meer. Also fuhr ich in meinen Gedanken, zu den Klängen von Jürgen Drews, Roland Kaiser, Howard Carpendale und allen anderen Interpreten die auf der Kassette waren, ans Meer. Ich fuhr oft solange bis die Batterie schwach wurde und mein Vater das Batterieladekabel anschließen musste.

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Wir wohnten in Münster auf einem Industriegelände. Das war herrlich, denn wenn das große Tor geschlossen war, durfte ich dann tatsächlich schon Auto fahren und ja. Es muss Ende der 80er Jahre gewesen sein als ich meine ersten Erfahrungen machen durfte. Ich war angefixt, seit dem durfte ich immer selbstständig den Wagen zum Waschplatz fahren und ihn waschen. Kein Fahrzeug hatte ich danach häufiger gewaschen als den Opel Kadett D, der es mir irgendwann mal damit dankte, dass sein Bodenblech komplett durchgerostet war.

Autos kommen und gingen, auch bei der KFZ-Werkstatt vom Nachbarn. Er war einer, der kurz nach der Wende, alles was vier Räder hatte rüber gebracht hatte. Für ihn waren das goldene Zeiten, er kaufte auch eine Autobahnraststätte auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Ob er auch die Käufer “über den Tisch gezogen hat”? Das vermag ich nicht zu beurteilen, dafür war ich damals zu jung. Ich sah nur, dass der Hof mit den Gebrauchtwagen gerade kurz nach der Wende immer leer war. Das Fahrzeug nach dem Opel Kadett D, kauften wir also damals woanders, bzw. gar nicht. Mein Opa schenkte uns ein Auto. Einen grünen Nissan Micra. Die Freude war… …riesig! Nun ja, eigentlich nicht. Aber wir waren dankbar, denn ich komme aus bescheidenen Verhältnissen, bin nicht mit einem goldenen Löffel geboren und alles was wir heute so haben, haben wir uns hart erarbeitet. Der Micra wurde ein Jahr später durch einen Honda Civic ersetzt, in den 90er Jahren war der schon kultig. Danach folgte ein VW Golf 3 (mit 90 PS) und anschließend ein 150 PS starker VW Golf 3 GTI (Jubi Edition) – zu dem Zeitpunkt hatte ich dann auch mein erstes eigenes Auto. Es wurde: Ein Opel Corsa B! Der Grund? Eventuell lag es an dem Opel Kadett D, eventuell aber auch an der Tatsache, dass ich in einem Opel Autohaus meine Ausbildung gemacht habe.

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Heute ist das Auto irgendwie gar nicht mehr so stark mit dem Thema Freiheit verbunden wie damals, oder? Heute kann man sich frei bewegen, kennt kaum noch Grenzen. Damals war das schon irgendwie anders, ich bin ziemlich froh darüber im hier und jetzt zu leben und bin ebenfalls dankbar, dass es damals Leute gegeben hat, die dafür auf die Straße gegangen sind und sich für die Freiheit in Gefahr begeben haben. Ich hab mich nicht in Gefahr begeben, ich war ja noch ein Kind. Kind geblieben bin ich, denn ich habe mir nun meinen ersten Porsche zurückersteigert, denn natürlich hatte ich das Fahrzeug nicht mehr, ich musste es mir erneut kaufen.

Nun möchte ich euch einladen weiter in den Erinnerungen der anderen zu schwelgen. Mitgemacht bei dieser kleinen, aber wie ich finde sehr feinen, Blogaktion haben: Axel Griesinger, der in seinem Beitrag was von einem VW Käfer und einer Vespa erzählt, Thomas Majchrzak der die Neuwagen des Jahres 1989 vorstellt und Tom Schwede, der auch einen VW Golf 2 hatte zu dem Zeitpunkt und auch der Ideengeber der Blogparade war.