Wer ist eigentlich dieser Tote Winkel? …und was haben alle gegen ihn? BMW hat sogar ein besonders probates Mittel gegen ihn und zeigte auf der CES 2016 in Las Vegas ein Kamera-System, das ihm angeblich vollständig den Garaus machen will. Mit dem Begriff toter Winkel wird generell der Bereich bezeichnet, der trotz Spiegel nicht eingesehen werden kann. Befinden sich andere Verkehrsteilnehmer in diesem Bereich, dann kann z.B. ein Spurwechsel zu einer gefährlichen Geschichte werden. In Johannesburg, wo wir den neuen Porsche 911 Turbo S gefahren sind, hätte das durchaus ins Auge gehen können.

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Porsche hat neuerdings im Porsche 911 allerdings ein Mittel, um den toten Winkel zu entschärfen, allerdings nicht videobasiert. Der Porsche 911 Carrera der neuesten Generation warnt seine Fahrer auf herkömmliche Weise vor den Gefahren des toten Winkels. In den Spiegeldreiecken warnt nun ein Rot-Licht, fängt es an zu blinken, dann sollte man mit dem sportlichen Boliden bloß nicht die Spur wechseln. Auf den Straßen rund um Johannesburg, wo man seine Augen überall haben muss, hat uns das System durchaus schon einmal den Hintern gerettet.

Aber braucht ein waschechter Sportwagen das überhaupt? ?Die Frage ist schnell beantwortet: Ja! Aus mindestens zwei Gründen. Erstens, wegen der Klientel eines Porsche 911. Stellt man sich einen jungen dynamischen Fahrer in einem Sportwagen vor, ist das nicht das alltägliche Bild, wenn man das Zuffenhausener Traditions-Coupé sieht. Vom Alter her im Bereich 50+ angesiedelt (neudeutsch: Best-Ager), ein mehr oder minder ausgeprägter Weizen-Spoiler (der übrigens bei dem hier schreibenden Protagonisten ebenfalls durchaus mehr als deutlich vorhanden ist) oberhalb des Gürtels und eine Beweglichkeit oberhalb des Lendenbereichs, wie eine Schildkröte. Es gibt da natürlich rühmliche Ausnahmen, keine Frage – aber machen wir uns nichts vor, wir spüren doch inzwischen alle das Alter, oder?

Da kann der Schulterblick schon mal schwer fallen. Aber, der Tote Winkel ist natürlich dennoch ein Thema und ein kurzes Blinzeln zum Fensterdreieck auf Höhe des Außenspiegels lässt sich da durchaus leichter bewerkstelligen. Totwinkelwarner! Drei kleine Leuchten zeigen, dass sich ein Verkehrsteilnehmer schräg hinter einem befindet. Das Resultat: entweder man überholt nicht oder man muss das Gaspedal mehr als nur streicheln, damit man zügig genug davor einfädeln kann. Per Tastendruck kann man den Porsche ja nun in eine Art “Super-Persuit-Modus” versetzen, sprich ihn für 20 Sekunden scharf stellen.

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Zurück zum Totwinkel-Warner: Grund zwei liegt mehr auf der Hand: Natürlich ist ein Toter-Winkel-Warner immer ein Sicherheitsgewinn. Gerade, wenn man einen Porsche 911 fährt. Umso mehr, wenn es sich um die breite Allrad-Variante Porsche 911 4, 4S, Turbo, Turbo S, Targa 4…. und wie sie nicht alle heißen, handelt.

Warum das? Weil diese Stuttgarter Traumautos mit einem breiteren Heck vorfahren, damit die ausladenden Hinterräder und die Allrad-Technik Platz finden. Umso schwieriger ist es also auch, die Außenspiegel vernünftig einzustellen, da der formschöne Arsch pardon, Hüftschwung im Weg ist. Andererseits schaut man sich diese Form natürlich immer wieder gerne an, aber darum geht es hier und jetzt nicht und keine Angst, ab dem nächsten Beitrag geht es dann auch wirklich um Äusserlichkeiten und Fahreindruck. Aber ich darf gesehen, obwohl er eher rudimentär ist, der Tote-Winkel-Warner macht sich hier also besonders gut. Der Hintermann, der sich traut den Boliden zu überholen, verschwindet also nicht mehr in der großen Lücke zwischen Innen- und Außenspiegel, sondern wird vom System erfasst. Solange die Technik funktioniert – wovon wir natürlich besonders bei Porsche ausgehen – ist dies ein absoluter Gewinn. Dennoch sollte man den Schulterblick nicht verlernen, auch wenn es für den ein oder anderen Porsche-911-Fahrer zu knirschenden Nackenwirbeln führen mag.

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Doch warum hat Porsche sich nicht einfach im Baukasten von VW bedient, die haben doch solche Sensoren seit Jahren im Regal? Die Antwort ist so einfach, denn es gibt eine Sache die bei Porsche anders ist als bei den meisten anderen Fahrzeugen aus dem VW-Konzern: Der Motor ist hinten! Die Abgasanlage ebenfalls! Sprich, am Heck stehen ganz andere thermische Herausforderungen an die Sensoren. Auf Deutsch: Im Heck ist es heiß, da müssen die Sensoren zuverlässig arbeiten. Das konnte man mit den vorhandenen Technologien nicht gewährleisten, von daher ist die Meldung: Porsche hat nun auch ein Tot-Winkel-Warner durchaus eine News wert, oder?

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