Bislang kannten wir den Audi Q7 als schwergewichtiges Schlachtschiff. Groß, behäbig und unhandlich, das waren die Attribute, die man aus Fahrersicht mit dem Luxus-SUV verband. Vor allem bequem und mit einem guten Reisekomfort gesegnet, war der Q7 der Liebling von gut betuchten Familien und Vertretern mit Rückenproblemen. Spätestens seit der zweiten Generation haben die Ingolstädter aber mit dem Image des behäbigen Riesen aufgeräumt und ein dynamisches Premium-SUV auf die Beine gestellt, das zudem reichlich abgespeckt hat. Nun wurde der Audi SQ7 in Genf präsentiert und macht aus dem großen Geländewagen fast schon einen Sportwagen. Zumindest, was die Papierform anbelangt, braucht sich der Ingolstädter nicht zu verstecken.

Static photo, Colour: Sepang Blue

Jens_kopf_kratzenAnmerkung von Jens: Ich bin ein Kind der 90er Jahre. Damals gab es Sportwagen, sportliche Kombis, sportliche Limousinen und Geländewagen waren das was sie waren: Autos fürs Gelände. Inzwischen habe ich mich zwar an die SUVs gewöhnt, aber verstehe den Sinn hinter einem sportlichen SUV immer noch nicht ganz. Da legt man zunächst ein Fahrzeug höher um es später wieder tiefer zu legen, man versucht scheinbar mit den Grenzen der Physik zu spielen, denn ein Fahrzeug was schwer ist und einen höheren Schwerpunkt besitzt wird nicht so richtig sportlich. Dafür reicht nicht die Leistung, denn man muss das Geschoss vor den Kurven ja auch wieder einbremsen können. Aber wie gesagt, ich bin ein Kind der 90er, höre ich SQ7, habe ich nachfolgenden Ohrwurm im Ohr:

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Wo muss ich denn diesen SUV nun einsortieren? Geländewagen? Sportwagen? Familienwagen? Ihr merkt schon, dafür gibt es schon gar keine klassische Definition mehr. Doch weiter im Text. Denn auch ich habe inzwischen verstanden, dass man sportliche SUVs bauen muss, weil es dafür eine Zielgruppe gibt.

Audi SQ7 Leistung

Wir kennen es vom Audi SQ5: Die Kundschaft will sportliche Derivate, aber nicht auf das Raumangebot und den bequemen Einstieg verzichten. Entsprechend gut verkauft sich das Mittelklasse-SUV mit dem 3.0 Liter TDI und 313 PS. Der Benziner ist weniger gefragt, was wohl auch der Grund dafür ist, dass Audi sich einen entsprechenden Otto-Motor im SQ7 verkneift. So fährt der bislang sportlichste aller Q7 mit einem 4.0 Liter Achtzylinder-Diesel vor, der dem Slogan „Vorsprung durch Technik“ absolut gewachsen ist. 435 PS mobilisiert der Ingolstädter und ist damit nicht weit vom Flaggschiff des Vorgängers, dem V12 TDI mit 500 PS, entfernt.

Audi SQ7 Beschleunigung

Audi verspricht Sportwagenleistungen mit dem Durst eines V6-TDI. Ersteres kann der SQ7 mit seinem Achtzylinder-Diesel durchaus erfüllen: Gerade einmal 4,8 Sekunden vergehen für den Sprint auf 100 km/h. Abgeriegelt wird bei politisch korrekten 250 Stundenkilometern, was wohl mehr als ausreichend sein dürfte, schließlich muss man das große SUV auch wieder abbremsen können – Gewichtsreduktion hin oder her. Damit der Motor diese Leistung generiert, wird ihm mit drei Turboladern auf die Sprünge geholfen. Davon sind zwei gewöhnlicher Natur und nutzen die Abgase des Diesels um ordentlich Schub zu generieren. Spannend ist aber vor allem der elektrische Lader, der die Anfahrperformance optimieren und mit einem konkurrenzlosen Ansprechverhalten überzeugen soll. Dem berühmt-berüchtigten Turboloch soll damit endgültig der Garaus gemacht werden. So ausgerüstet schickt der Audi SQ7 gewaltige 900 Nm Drehmoment in den Antriebsstrang, der, wie es sich gehört mit einem Allradantrieb aufwartet. Die Kraftübertragung übernimmt eine Achtstufen-Tiptronic mit Segelfunktion, die beim Gaswegnehmen in höheren Temporegionen so den Verbrauch reduzieren kann. Diesen geben die Ingolstädter mit 7,4 Litern im Durchschnitt an – sehr respektabel.

Audi SQ7 TDI

Da ein sportliches Auto auch einen ebensolchen Sound bieten soll, verpassten die Sounddesigner dem Audi SQ7 einen Soundaktuator, der den Achtzylindersound eines Benziners nachahmen soll. Der Klang soll nicht so gekünstelt klingen, wie man es bislang kennt, aber das bleibt abzuwarten. Wem die Geräuschkulisse nicht zusagt, der kann über das Audi drive select Einfluss auf das Spektakel nehmen. Je nach Lust und Situation kann man den Geräuschpegel anheben und reduzieren – wie bei der heimischen Stereo-Anlage.

Damit das große SUV aber nicht so steif auf der Stelle steht, wie die Musik-Anlage im Wohnzimmer, sondern auch ordentlich um die Kurven gejagt werden kann, ist ein optionales Fahrdynamikpaket erhältlich. Inbegriffen sind hier ein Sportdifferenzial, eine elektromechanische, aktive Wank-Stabilisierung und eine Allradlenkung, die dem SQ7 auf die Sprünge helfen sollen. Die Verwaltung der Abstimmung übernimmt ein zentrales Fahrwerkssteuergerät, das durch die Bündelung der Funktionen eine optimale Vernetzung und Abstimmung der verschiedenen Komponenten gewährleistet soll. Mir bereitet der große Ingolstädter zumindest Lust auf mehr. Lust auf einen Audi RSQ7. Aber davon ist bislang noch keine Rede.

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