Die neue Mercedes-Benz E-Klasse ist sein Ziehkind und soll den Fahrer auf einfache Art und Weise vernetzen und ihm das Leben erleichtern, wie kein zweites Auto. Seit März 2015 arbeitet Sajjad Khan beim Stuttgarter Autobauer und konnte damit nur in den laufenden Prozess der E-Klasse Entwicklung einsteigen, aber nicht von vorn herein am Bedien-Konzept des Business-Modells mitwirken.

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Dabei ist dies nicht sein erstes Projekt für die Schwaben: Bereits 2001 war Khan bei DaimlerChrysler für das Infotainment involviert. Nach diesem Start wechselte der Infotainment-Experte dann, nach einem Zwischenstopp bei Magna, zum direkten Konkurrenten BMW und machte sich dort einen Namen, bevor er zu Mercedes zurückkehrte. Hier legt er besonders Wert auf die Kundenwünsche und hat aktuell vor allem die Vernetzung im Blick. Mir stand er für ein Interview Rede und Antwort.

Jens Stratmann: Herr Khan, wie muss man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

Sajjad Khan: Mein Tag beginnt bereits früh morgens. In der Regel bin ich um sieben Uhr im Büro und bleibe lange – meistens bis 20 oder 21 Uhr, manchmal sogar länger, wenn es besonders dringliche Projekte gibt. Außerdem bin ich viel unterwegs: Wir haben ein großes Forschungs- und Entwicklungszentrum im Silicon Valley, natürlich viele Büros in Stuttgart, wir sind in Indien vertreten, unser Büro in China ist gerade im Aufbau, dazu kommt eine RD-Einrichtung in Südkorea und die Partner überall auf der Weltkugel. 

Jens Stratmann: Unter Ihrer Obhut arbeiten 1.500 Programmierer weltweit und entwickeln tolle Systeme. Dennoch frage ich mich, wenn ich an meinen Vater denke, ob das ganze Infotainment und die Konnektivität die ältere Generation nicht überfordert. Wenn mein alter Herr etwa sein Navi programmieren will, dann ruft er mich an und bittet um Hilfe. Glauben Sie nicht auch, dass diese Generation mit dem digitalen Roll-Out überfordert ist? 

Sajjad Khan: Nun, wenn wir unseren Job gut machen, werden wir jedem Kunden ein System anbieten, das einfach und sicher zu bedienen ist und nicht überfordert. Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben. Vor Ihrer Haustür steht die neue Mercedes E-Klasse und das Auto braucht Sprit. Sie steigen ein und das System sagt Ihnen, dass Sie tanken müssen. Also werden Ihnen auf der Karte die nächsten Tankstellen mitsamt den aktuellsten Preisen der unterschiedlichen Anbieter angezeigt. Wenn Sie einen Diesel fahren, dann die Dieselpreise, wenn Sie eine Verbrenner fahren, dann die bezinpreise. Sie müssen nur darauf klicken und die neue E-Klasse weist Ihnen den Weg zur jeweiligen Tankstelle. Denkbar einfach, oder?

Wenn mein Vater zur Tankstelle muss, geht er erst umständlich auf die POI, dann auf Sonderziele, wählt Tankstellen, geht auf Suchen und vergeudet – neben der Übersichtlichkeit – wertvolle Zeit. Dazu hat er keine Preise, keine Angaben zu Anbietern und, und, und. Wird das Leben mit der neuen Technik also einfacher gemacht oder komplizierter? Ich glaube es wird einfacher: Sie bekommen bei also nicht nur Orts-bezogene Informationen, sondern auch Kontext-bezogene Informationen. Das gibt es so in der Automobilbranche noch nicht.

Jens Stratmann: Herr Khan, Sie sind jetzt 42 Jahre alt. Sie und ich, wir kennen noch solche Gerätschaften wie Wählscheibentelefone oder Kassettenrekorder. Wir haben den gesamten Wandel mitgemacht: Die ersten Handys, MP3s, Touchscreens und so weiter. Aber genau so konnten wir sukzessive den Einstieg in die neuen Technologien erlernen. Nun aber strömt der Informationsfluss immer mehr und aus allen Richtungen auf uns ein – auch im Auto. D.h. dass Infos, die während der Fahraufgabe vermittelt werden, gerade auch die ältere Generation überfordern, um auf das Thema zurück zu kommen. Wie sehen Sie das?

Sajjad Khan: Ich würde sagen, dass wir einen sehr guten Job gemacht haben. Nehmen sie die Zieleingabe als Beispiel. Sie können sie auf zwei Wegen eingeben: Entweder per Sprachsteuerung oder per Menü. Oder aber – und das ist wirklich der einfachste Weg schlechthin – Sie rufen den Concierge-Service an. Diese schickt Ihnen dann das Ziel direkt in die Fahrzeugnavigation und sie werden direkt zum gewünschten Ort navigiert. Wenn man also in einem Alter ist, in dem man die Infotainment-Systeme nicht zu bedienen weiß, reicht das Wissen um diesen einen Knopf, der einen mit unserem Concierge verbindet. Damit wird alles für einen erledigt, sodass man sich entspannt zurücklehnen kann. Und statt in einem zehn Jahre alten Auto zu fahren und fünf Untermenüs zu durchdringen, um zur Zieleingabe zu kommen, benötigt man nur noch diesen einen Knopfdruck – den Rest erledigen wir für den Kunden. ?Aber bitte verstehen sie mich nicht falsch: Wir verstehen die Challenge und unterschätzen sie nicht. Wir stellen uns diesen Herausforderungen jeden Tag und die gesamte Mannschaft macht hier einen super Job.

Jens Stratmann: Ein anderes Thema – das Smartphone und dessen Verbindung. Warum gibt es in der neuen E-Klasse keinen Touchscreen? Die User sind es von ihrem jeweiligen Endgerät gewohnt zu touchen und dürfen das im Fahrzeug nicht, wie kommt das?

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Sajjad Khan: Nun, es ist einfach jede Art von Technologie für den Endnutzer anzubieten. Es ist hingegen sehr schwer einzelne Technologien in einem gewissen Zeitraum so in Fahrzeuge zu bringen, dass jede einzelne so wiederzuerkennen ist, wie man es gewohnt ist. Jedes Interface hat eine andere Oberfläche und wir wollen unsere Kunden nicht überfordern. Zurzeit gibt es beispielsweise etwa fünfzehn Methoden, mit denen man heute im Auto seine Eingaben tätigen kann. Wir aber müssen die Entscheidung für einige wenige fällen. Alles einfach in das Fahrzeug reinzustopfen ist einfach, es für den Nutzer aber auch eingängig bedienbar zu machen ist es nicht. 

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Für die E-Klasse gilt im Bezug auf ein Touch-Display: Der Fahrer sitzt sehr weit vom Bildschirm entfernt, so dass eine Bedienung über ein Touchscreen zum einen sehr unkomfortabel wäre, zum anderen aber auch vom Verkehrsgeschehen ablenken würde, Stichwort: frei schwebende Hand ohne Bezugspunkt. Das passt nicht zu unserem Anspruch, dem Kunden Systeme mit Mehrwert anzubieten. ?Ich sage nicht, dass wir in Zukunft die eine oder andere Technologie ausschließen. Ich sage auch nicht, dass diese und jene Technologie kommen wird, aber für den Moment sind wir mit den beiden Touch Controls im Lenkrad und dem Touch-Konzept, das klar aufgegliedert ist, gut aufgestellt. So ist die rechte Touchfläche für den rechten Bildschirm, also das Instrumentcluster und die linke Touchfläche für den Bildschirm, also das Infotainmentsystem zuständig – denkbar logisch also. Außerdem bieten wir noch den Dreh-Drücksteller samt Touchpad in der Mitte des Fahrzeugs sowie unsere ausgereifte Sprachesteuerung an, bei der wir noch einen ordentlichen Sprung nach vorne gemacht haben. Aber natürlich ruhen wir uns nicht darauf aus, sondern arbeiten kontinuierlich weiter an unterschiedlichen Technologien.

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Wie gut die neue Mercedes-Benz E-Klasse geworden ist, konnten wir ja nun spüren – hier geht es direkt zum Fahrbericht Mercedes-Benz E-Klasse –  Wie gut die System allerdings im Alltag sind, möchte ich gerne in einem längeren Zeitraum testen. Aus dem Grund habe ich heute eine Anfrage gestellt. 14 Tage Alltagstest, inklusive weiteren Strecken um auch zu testen wie gut die Systeme arbeiten und ich würde gerne auch mal meinen Vater zum temporären Teil der Redaktion machen um zu testen wie ältere Herrschaften mit dem neuen Infotainmentsystem klar kommen.