Wer im Jahre 1994 ca. 100.000 DM zu viel auf der hohen Kante hatte, der hätte sich einen Mercedes-Benz C 36 AMG leisten können. Das erste richtige Kooperations-Fahrzeug von Mercedes-Benz und der Sportwagen-Schmiede AMG. Unter der Motorhaube ein längs eingebauter Reihen-6-Zylinder. 3.6 Liter Hubraum, dafür stand die Abkürzung 36. 280 Pferdestärken unter der Haube, der Antrieb über die Hinterachse. Dazwischen sorgt eine vierstufige (später fünfstufige) Automatik für die Gangwahl und die 17″ Bereifung kümmert sich darum, dass sich das maximale Drehmoment von 385 Nm (welches übrigens an der Kurbelwelle gemessen wird) nicht in Rauch auflöst. Mit einem Leistungsgewicht von 5,6 kg pro PS ging es innerhalb von 6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit von Mercedes-Benz C36 AMG lag damals schon bei Tempo 250 km/h. Optisch hat man sich damals zurückgehalten, gefällig sind die AMG-Felgen und die Abgasanlage, die dem 6-Zylinder bei der Akustik noch etwas nachhilft.
Das Platzangebot in der C-Klasse der Baureihe W202 geht vorne vollkommen in Ordnung, hinten passen zwei Personen locker hinein, solange es sich hier um keine Sitzriesen handelt. Dank der schmalen Säulen und der großen Glasflächen ist die Rundumsicht ideal, das gilt auch für den Kofferraum, denn der ist riesig.
Der Kettentrieb unter der Haube macht interessante Geräusche, einige könnten das sogar mit einem Diesel vergleichen, aber soweit würde ich nicht gehen. Der Motor hängt gut am Gas, nach kurzer Zeit gewöhnt man sich daran, dass man mit dem Gaspedal etwas vorsichtiger umgehen sollte.
Die Lenkung ist direkt, die Bremsanlage großzügig dimensioniert und das Fahrwerk würde ich als komfortabel aber straff umschreiben. Ist der Mercedes-Benz C36 AMG denn nun ein Geheimtipp?
Nein, natürlich nicht! Gut erhaltene Modelle sind teuer, weniger gut erhalten Modelle hochpreisig. Es muss auch gar nicht unbedingt der C36 sein, es gibt von 122-197 PS bei den Benzinern und zwischen 75 und 150 PS auch noch viele weitere attraktive Motorisierungen.
Der Zahn der Zeit hat an allen genagt und das Thema Rost ist bei der W202 C-Klasse in der Tat ein großes Thema. Ansehen sollte man sich unbedingt die Türkanten, den Kofferraum, alle Ecken, die Kotflügel, die Aufnahmen für den Wagenheber, die Zierleisten, die Aufnahmen für die Federn und natürlich auch die Radläufe. Wer das Glück hat und eine C-Klasse gefunden hat die über wenig Rost verfügt: Kaufen und konservieren! Rost entfernen und anschließend lackieren und versiegeln, somit kann man auch heute noch viel Spaß haben mit einem Auto, was auf dem besten Wege ist ein Oldtimer zu werden. Wer für wenig Geld einen echten Mercedes haben möchte, der ist bei der C-Klasse gut aufgehoben, vor allem wenn man handwerklich etwas begabt ist und unter Umständen den Zahn der Zeit selbst ziehen kann.