Warum wir für die Caddy-Premiere nach Düsseldorf reisen mussten, verstehe ich natürlich nicht. Düsseldorf ist bekannt als Mode- und Kunststadt, aktuell eher für den Straßenkarneval und für das närrische Treiben, denn heute ist Altweiber. Da drehen hier alle am Rad, die Stadtverwaltung ist nur eingeschränkt erreichbar, mit einer Krawatte braucht man sich nicht mehr auf die Straße zu trauen und je oller je doller. Passt das auch zum VW Caddy 5? Meiner Meinung nach ja, fangen wir also kurz an mit etwas Geschichtsunterricht.

Die Geschichte vom VW Caddy ist eine Geschichte voller Missverständnisse! Fangen wir mal an mit dem ersten VW Caddy, welcher auf VW Golf 1 Basis von 1978 bis 1992 gefertigt wurde. 14D hieß der, in den USA Pickup, denn Caddy steht da für Caddilac! Der VW Rabbit Pickup war also gedacht für den nordamerikanischen Markt!

Ich sag mal so, da hatte er auch seine Freunde, aber den Durchbruch schaffte er da noch weniger wie Mercedes hier bei uns in Europa mit der X-Klasse. Die ersten Modelle liefen tatsächlich in den USA vom Band, die europäischen Modelle dann in Sarajevo. Das erklärt auch das Ende der Fertigung im Jahre 1992, da gab es leider den Krieg in Bosnien.

In Südafrika wurde das Modell sogar bis 2007 gefertigt. Von diesem Typ liefen insg. ca. 207.000 Fahrzeuge vom Band.

Problem: Er war vorne für langgewachsene aber etwas zu kurz, so gab es einen Tuner aus Münster der ihn verlängerte und zum Caddy XXL machte. Dafür wurde “einfac”h das Fahrzeug hinter der Fahrgastzelle getrennt und der Vorbau wurde durch einen ebenfalls halbierten VW Golf 1 ersetzt. Sprich das Fahrzeug hatte anschließend längere Türen, einen längeren Radstand und vorne mehr Platz. Der Erfinder vom Caddy Maxi war somit der, leider viel zu früh von uns gegangene, Adi Dietrich von der gleichnamigen VW Tuning Schmiede in Münster.

Mit etwas Pause kam 1995 der VW Caddy 2 auf den Markt, der hatte mit dem VW Golf nichts mehr zu – wurde auf SEAT Inca Basis aber zum Welterfolg und wurde zwischen 1995 und 2003 insg. über 520.000 Mal in Martorell also in Spanien gefertigt. Von 1996 bis 2000 gab es auch noch den Skoda Pick-Up als offene Caddy Version, dieses lief in Tschechien vom Band. Ihr merkt schon! USA, Sarajevo, Spanien, Südafrika, Tschechien, der VW Caddy ist ein richtiges Weltauto und ein Land kommt noch dazu: Polen!

2003 war es dann soweit. Der VW Caddy 3 auf dem ja auch der VW Caddy 4 basierte, rollte vom polnischen Fertigungsband. So liefen zwischen 2003 bis zum Dezember 2019 über 2,3 Millionen vom Band. Das kann sich doch sehen lassen, oder? Nur mit dem VW Golf hatte das Modell nicht mehr so viel zu tun! Der Caddy basierte nämlich auf dem VW Touran.

Heute wächst wieder zusammen was zusammen gehört! Caddy und Golf! Heute feiern wir die Premiere vom neuen VW Caddy und ich kann sagen: Nr. 5 lebt! Man sieht es auf den ersten Blick! Das ist der neue VW Caddy 5! Während die letzten Modelle ja quasi nur gefaceliftet wurden, ist das hier in der Tat ein brandneues Modell.

An der Front erkennt man den neuen Caddy am typischen VW-Gesicht. Neue LED Scheinwerfer ziehen in der PKW Version serienmäßig ein, ein neuer Kühlergrill da drunter und der erste Eindruck täuscht nicht. Das Fahrzeug selbst ist etwas gewachsen, zu den Abmessungen kommen wir gleich noch. Hier erst einmal ein paar Impressionen vom Fahrzeug.

In die Radkästen ziehen optional bis zu 18″ Räder ein. Das sieht dann schon richtig gut aus, auch wenn es im Alltag als Nutzfahrzeug wohl eher die Stahlfelgen mit Radkappen werden. Unter uns: Geheimtipp für Eltern: Der Caddy als Kombi! Der dürfte preislich interessanter sein als die PKW Version und bietet natürlich genauso viel Platz, wenn auch etwas – oder in dem Fall hier – viel weniger Ausstattung.

Heute ist ja Altweiber, hier in Düsseldorf wird der Karneval gefeiert. Nun muss ich mir natürlich die Frage stellen: Hat sich der neue Caddy, hier am Heck, eventuell als Dacia Dokker verkleidet. Die in der Tat sehr schmalen LED-Rückleuchten erinnern mich doch stark an das Erfolgsmodell der Marke Dacia.

Nun gut, mir persönlich haben die kleineren Rückleuchten besser gefallen, aber das ist ja Geschmacksache und darüber soll man bekanntlich nicht streiten.

Neu am Heck ist auch die große Heckscheibe, die nun etwas mehr Platz bekommt, der VW Caddy 5 Schriftzug der mittig platziert wurde und ein großes VW Emblem. Ich persönlich würde das alles wegcleanen.
Den neuen Caddy gibt es als geschlossenen Kastenwagen mit zwei Sitzen, intern dann Cargo genannt. Dazu gesellt sich der Caddy Kombi. In dem Fall sind hinten schon Scheiben an den Seiten, die Ausstattung ist aber etwas einfacher als beim Caddy PKW – das ist dann der Van unter den Nutzfahrzeugen und dieser wird übertrumpft vom Caddy Maxi, der über einen verlängerten Radstand verfügt.

Den Caddy gibt es in der PKW Version in drei Ausstattungslinien. Caddy bildet die Basis, darüber gibt es Life und anschließend Style! Kann man sich ganz gut merken, doch wieviel Life steckt in diesem Style? Eine ganze Menge! Der Caddy bietet optional immer noch Platz für sieben Personen.

Kommen wir zu den Abmessungen. Ohne Außenspiegel ist der Caddy 1,85 Meter breit und 1,80 Meter flach. Im Vergleich zum eigenen Vorgänger ist er damit um ca. 2,5 cm flacher und ca 6 cm breiter. Der cw-Wert beträgt im besten Fall übrigens 0,3 – das sorgt nicht nur für eine gute Aerodynamik sondern senkt auch die Geräuschentwicklung.

Der kurze Caddy ist 4,50 Meter lang – sprich hier kommen im Vergleich zum Vorgänger noch einmal 9,3 cm oben drauf. Das spürt man auch am Radstand, der wächst um 7,3 cm auf eine Länge von 2,75 Meter. Verbessert werden konnte auch der Platz im Innenraum, baut man alles raus sind es bis zu 3,3 Kubikmeter Platz die schon in der kurzen Version verfügbar sind.

4 Kubikmeter Stauraum bietet die längere Version. Der 2,97 Meter lange Radstand sorgt für eine Außenlänge von 4,85 Meter. Zwei Europaletten, hintereinander? Kein Problem!

Der Caddy basiert nun übrigens auch auf dem modularen Querbaukasten vom VW Konzern und das spürt man vor allem auch im Innenraum, bei den Assistenzsystemen und natürlich auch unter der Motorhaube.
Unter die Haube kommen zum Markstart 1.5 TSI – also Benziner und 2.0 Liter TDI – sprich Diesel – Motoren. Alle Motoren verfügen über einen Partikelfilter, die TDI Motoren halten die Umwelt dank dem neuen Twindosing Verfahren sauber.

Die Leistungsrange liegt zum Marktstart zwischen 75 und 122 PS, es gibt eine 6-Gang Handschaltung, ein 7-Gang DSG und die Wahl zwischen Front- und Allradantrieb. Beim Allradantrieb bekommt man allerdings automatisch den stärksten Selbstzünder.

Kommen wir noch schnell zu den Bauteilen. Wir haben vorne eine klassische McPherson-Vorderachse, hinten gibt es eine Längslenkergeführte Starrachse mit Panhardstarb. Also bewährte Technik, die auf Grund der langjährigen Erfahrung in dem Segment keine Probleme machen dürfte. Auch bei der Lenkung gibt es eine elektromechanische Servolenkung. Neu ist beim 7-Gang DSG die Shift by Wire Funktion, die wir so z.B. auch schon aus dem VW Golf 8 kennen.

Aus der Kompaktklasse ziehen auch viele Assistenten in das Nutzfahrzeug. Das finde ich großartig, denn viele Familien nutzen den Caddy als Transporter. Diese können nun optional über den Travel Assist verfügen, der das automatisierte Fahren nach Level 2 ermöglicht. Es gibt einen adaptiven Tempomaten, einen Assistenten für den Anhänger, ein Spurwechselassistent und einen Ausparkassistenten. Dazu gibt es noch Parkpilot, Berganfahrhilfe, den Fernlicht-Assistenten, die Müdigkeitserkennung oder auch ganz einfach eine Rückfahrkamera.

Im Innenraum gibt es zunächst auch weiterhin klassische Rundinstrumente mit digitaler MFA – sprich der Multifunktionsanzeige. Die kennt man auch vom Vorgänger, neu sind nun die digitalen Instrumente – ein digitales Cockpit im Nutzfahrzeug – das macht schon Eindruck und so fährt sich der neue Caddy, auch mit der eigenwilligen Heckoptik, direkt in mein Herz. Die Systeme sind von 6,5 – 10” groß, ich persönlich würde hier natürlich zu dem großen Display greifen.

Taster anstatt Drehschalter, digitale Touchflächen für die Menüfunktionen und auch ein paar Probleme vom Vorgänger wurden ausgemerzt. So gibt es nun einen Dachlüfter. Der sorgt für eine bessere Klimatisierung und Standbelüftung im Fond. Es gibt nun auch eine elektrische Zuziehhilfe für die Heckklappe, ein Feature was man vom Bulli kennt. Damit erspart man sich das laute Zuschlagen der Heckklappe durch den hohen Innendruck. Sehr gut, damit hat Volkswagen meine beiden Caddy-Kritikpunkte, die ich nach über 100.000 km mit einem Caddy am eigenen Leib spüren durfte, abgeschafft. Ich empfehle für Familien übrigens stets die große Heckklappe! Bei Regen kann man sich da drunter noch mal kurz unterstellen um z.B. die verschmutzten und nassen Anziehsachen loszuwerden, denn der Caddy empfielt sich natürlich auch als Lifestyle- und Sportler-Transporter! Mountainbikes passen so hinein, wer mit mehreren Personen fährt, nutzt dann einfach die Anhängerkupplung.

Der Caddy präsentiert sich in der fünften Generation nun also umfassend vernetzt, digitalisiert und technisch auf dem neusten Stand in Sachen Sicherheit und Assistenzsysteme. Unter die Haube kommen aktuelle Motoren und etwas Luxus gibt es auch noch.

Wie wäre es mit einem 1,4 Quadratmeter großem Glasdach? Das mögen nicht nur die Kinder! Wie wäre es mit AGR-Sitzen? Klimaautomatik? Sitzheizung? Induktive Ladeschale für das Smartphone? Wireless-App-Connect – sprich Apple Carplay over the air? Bis zu fünf Einzelsitzen im Fond? Der Caddy ist und bleibt sich selber treu! Ein Freund für Familie und Handwerk, nur eine Frage bleibt noch offen: Was kostet der Spaß! Diese Frage konnten wir heute noch nicht klären, ich kann mir vorstellen, dass der Preis in der Basis gleich bleibt, aber dann optional schnell nach oben schnellt. Als Kastenwagen und Combi wird es vermutlich so um die 21.000 Euro los gehen, als PKW wird er vermutich ab 22.000 Euro starten. Da man bereits den aktuellen Caddy preislich locker über die 30.000 Euro Grenze heben kann, werden die nun verfügbaren Optionalitäten sicherlich ebenfalls dafür sorgen, dass kaum ein Caddy das polnische VW Werk in der Basis-Version verlassen wird.