In Las Vegas zeigen die Stuttgarter ihre CASE Strategie und werfen damit einen Blick in die Zukunft. Jener ist allerdings nicht sehr weit nach vorn geworfen, sondern bezieht sich teilweise sogar auf das nächste halbe Jahr. CASE steht dabei für Connectivity, autonomes Fahren, Shared bzw. Service und Elektroantrieb.
Dass das autonome Fahren bei Mercedes besonders priorisiert ist, dürfte für viele keine große Neuerung sein. Gerade die aktuelle E-Klasse ist beim teilautonomen Fahren sehr weit vorn – doch die Entwicklung geht immer weiter. So sollen Fahrzeuge in Zukunft über eine künstliche Intelligenz verfügen, wie sie ZF zusammen mit NVIDIA für den Autobau entwickelt. Das sei zwingend notwendig für komplexe Entscheidungen. Schließlich könnten aktuelle autonome Systeme noch nicht so gut entscheiden, wie es eben nur ein Mensch kann. Wichtig ist bei solchen Systemen die Bildererkennung, die die Stuttgarter im Rahmen ihrer CASE Strategie stark verbessern wollen. So sollen mit den neuen Systemen bis zu sieben Terrabyte pro Sekunde an Datenmaterial durch die Leitungen fließen.
Falls der Pokemon vor den Stern springt
Bekannt ist, dass autonome Systeme aktuell Straßen, Fahrzeuge und Menschen erkennen – das ist mittlerweile fast Standard. Dank der verbesserten Bilderkennung sollen aber demnächst noch viele weitere Bereiche erkannt werden. Dazu zählen Gehwege genauso, wie Gebäude, der Himmel oder einfach Begrenzungspfosten. Zudem soll das System sogar Radfahrer von Motorradfahrern unterscheiden können. Außerdem soll die Technik lernfähige sein: Springt in Japan zufällig ein Pokemon vor das Auto, wird dies in der Cloud abgespeichert und beim nächsten Update für alle anderen Fahrzeuge weltweit bereitgestellt. Nur mal so als Beispiel.
Anhand der in Las Vegas ausgestellten C-Klasse wird zudem gezeigt, dass Verhaltensmuster von Fahrern gelernt werden können. Dazu zählt etwa die Erkennung der vom Piloten wahrscheinlich bevorzugten Route oder des präferierten Radiosenders. Hinzu kommt, dass man über Google Home oder Amazon Alexa mit dem Auto Kontakt aufnehmen kann und beispielsweise den Tankstand überprüfen oder Naviziele bereits vor der Fahrt einspeisen kann.
Auch bei der CASE Strategie gilt: Safety first
Daneben stellt Mercedes mit der CASE Strategie neue Services vor. Dazu zählt etwa die Gesundheitsdienstleistung „Fit and Healthy“. Diese wird zunächst in der Maybach S-Klasse präsentiert und soll ihre Ausbreitung in weiteren Luxus-Modellen der Stuttgarter finden. Hier werden beispielsweise spezielle Massage-Funktionen das Reisen angenehmer und aktiver gestalten. Dazu demnächst mehr.
Der Sicherheit verpflichtet – und das ist seit jeher eines der Kernthemen von Mercedes – ist die Predicitve Emergency Defense. Hier erkennt ein Sensor am Lenkrad, oder alternativ eine Smartwatch, den Puls des Fahrers und kann daraus den Gesundheitszustand des Piloten ableiten. Das ist insbesondere für Berufskraftfahrer und Vielfahrer interessant. Das System kann im Fall eines Herzinfarkts dafür sorgen, dass ein Rettungsprozess ausgelöst wird. Dazu wird dann ein kontrollierter Stopp eingeleitet. Zwar parkt der Mercedes dann nicht automatisch ein, doch haben die Schwaben zusammen mit Bosch ein System entwickelt, das die Parkplatzsuche am Zielort automatisch übernimmt.
Der Roboter übernimmt die Paketzustellung
Neben diesen Themen findet sich auch die Van-Sparte von Mercedes auf der CES. Hier will man eine Revolution in der Paketauslieferung erfunden haben. Kleine Roboter werden von speziellem Sprinter in der Stadt abgesetzt und fahren die letzten ein, zwei Kilometer selbst zum Kunden. Währenddessen kann der Paketbote Fahrzeuge in der Nähe beladen. Zugang zu ihnen bekommt er per Cloud – denkbar einfach. Erste Feldversuche sollen noch in der ersten Jahreshälfte getestet werden. Die Frage ist nur: Wo bringt der Paketbote das Kärtchen an, falls der Mercedes oder Smart „nicht anzutreffen“ war?
Hier findet ihr alle CES 2017 Beiträge, die auf rad-ab.com erschienen sind