Der Nachfolger des Skoda Yeti ist da: Der brandneue Skoda Karoq. Wobei er eigentlich gar nicht so neu ist, da die Tschechen die Entwicklung des Seat Ateca durchgeführt haben, der zuerst auf dem Markt landete. Mit dem Skoda Karoq bringen sie nun ein Pendat auf den Markt . Wenn man etwas genauer hinsieht, erkannt man das auch ganz gut, obwohl es der Tscheche schafft, eine gewisse Eigenständigkeit zu wahren. Warum der Karoq erst jetzt auf den Markt kommt? Konzernstrategie… Fahrbericht der Benzin-Varianten.

Design – Vier Augen für ein Hallo-Skoda

Skoda sagt, es sei ein typisches Stilmittel der neuen SUV, das Vier-Augen-Gesicht. Und es stimmt, der Skoda Kodiaq trägt es ebenfalls – das passt. Andererseits ist auch der facegeliftete Skoda Octavia mit vier Augen ausgerüstet, gilt aber als nicht als SUV. Nun, wie dem auch sei, man erkennt dem Karoq klar an, dass er ein Skoda ist. Der ernste Blick, der typische Skoda-Grill mit seinen vertikal verlaufenden Streben und der Falz in der Motorhaube, der das Markenlogo betont – eindeutige Insignien der tschechischen Traditionsmarke.

Ein mittlerweile typisches Erkennungsmerkmal: Das Vier-Augen-Gesicht

Ansonsten gibt sich der Skoda Karoq als Kompakt-SUV, vermeidet es jedoch nicht, eine moderne Designsprache an den Tag zu legen. Gerade Linien, ausgestellt, große Radhäuser, ein hoher Aufbau – alles da. Dabei wird sein Offroad-Charakter vor allem durch seine Kunststoffbeplankung rundum betont, während ein Unterfahrschutz durch Abwesenheit glänzt. Gut so, wird der Skoda Karoq damit nicht zum Blender. Oftmals ist der so genannte Unterfahrschutz nämlich reine Show und ein Kompakt-SUV nur selten für grobes Gelände gedacht.

Dafür besticht er dort, wo es darauf ankommt: Auf der Straße. Sein optionales LED-Licht verschärft den Blick, während die Seitenlinie durchaus vom Seat Ateca bekannt vorkommt. Es ist die Sicke unterhalb der Fensterlinie. Es ist die Dachpartie mitsamt der Dachreling. Und es ist die schräg abfallende Heckklappe. All dies erkennt man auch am Ateca. Dramatisch? Nein! Ein paar weitere Unterscheidungsmerkmale hätte der Karoq dennoch verdient. Diese findet man etwa am Heck: Hier gibt sich der Tscheche deutlich eigenständiger. Die Rückleuchten nehmen das gewohnte C-Muster auf, der Auspuff ist versteckt und wird  nicht von Blenden aufgehübscht – das passt.

Interieur – Mehr SUV braucht man kaum

„Skoda – Simply clever“: Diesen Leitsatz kennt man mittlerweile von der Volkswagentochter. Und so verwundert es nicht, dass der neue Skoda Karoq reichlich „Simply Clever-Lösungen“ mitbringt. Neben dem bekannten Park-Ticket-Halter hält das SUV etwa ein Regenschirmfach unter dem Beifahrersitz parat, bietet praktische Flaschenhalter in allen vier Türen, den neuen „Easy Open-Flaschenöffner“ oder simple aber schlaue Gummibänder in den Türen. Von der LED-Taschenlampe im Kofferraum und dem Eiskratzer im Tankdeckel ganz zu schweigen.

Nicht nur digitale Instrumente bietet der neue Skoda Karoq, sondern auch zahlreiche Assistenten

Und noch etwas ist im Skoda Karoq genauso, wie man es von ihm erwartet: Die Platzverhältnisse. Der Tscheche besticht mit einem angenehmen Raumangebot. Weder vorn noch hinten muss man darben. Natürlich sind die Verhältnisse im Kodiaq nochmal eine Note geräumiger, das dürfte aber kaum verwundern. Und so fühlen sich vier durchschnittlich große Passagiere sehr wohl im neuen SUV. Zudem bietet der Kofferraum ein befriedigendes bis gutes Format. Warum eine Intervallangabe? Weil man zwischen zwei Rückbank-Ausführungen wählen kann. Wer die VarioFlex-Ausführung bestellt, erntet mit den verschieb- und umklappbaren Rücksitzen viel Variabilität, wie einst im Skoda Yeti. In Zahlen bedeutet dies ein Volumen zwischen 479 und 1.810 Litern. Wer auf die Variabilität verzichtet, bekommt mit 521 Litern mehr Basisvolumen, muss sich aber auch mit 1.630 Litern zufriedengeben.

Zufrieden machen auch die Infotainmentsysteme im Skoda Karoq. Wählen kann man zwischen vier Alternativen, von denen zwei Navigationssysteme darstellen. Das große System hört auf den Namen Columbus und ist mit seinem 9,2-Zoll-Display angenehm groß, lässt aber den Drehregler für die Lautstärke vermissen. Ansonsten ist es aus anderen Skoda- und Volkswagen-Derivaten bekannt. Wirklich neu sind die individuell programmierbaren Instrumente im Tschechen – eine Premiere für Skoda. Je nach Gebrauch kann man sich die Navigationskarte in zwei Größen anzeigen oder die wichtigsten Fahrdaten übermitteln lassen. Eine übersichtliche Angelegenheit, wobei die analogen Rundinstrumente ebenfalls schön anzusehen sind.

Fahreindrücke – Der Skoda Karoq ist mit allen Wassern gewaschen

Soweit gibt es nicht viel Neues zu berichten – Skoda bleibt seinen Tugenden auch beim Karoq treu. Aber wie fährt sich der Tscheche? Während Jens sich den 2.0 Liter TDI mit 150 PS schnappte, erprobte ich die beiden erhältlichen Benziner. Zunächst ging es mit dem 1.5 TSI mit 150 PS und 7-Gang-DSG los. Der Vierzylinder gibt sich ausreichend kräftig und stellt seine 250 Nm bereits bei niedrigen 1.500 U/min zur Verfügung. Damit beschleunigt man in 8,6 zügigen Sekunden auf 100 km/h und ist maximal 206 km/h schnell. Dennoch gibt es ein klitzekleines Haar in der gut abgestimmten Suppe: Das Doppelkupplungsgetriebe. Gerade, wenn man abrupt Leistung abfordert, wirkt es für einen Moment überfordert, bevor es schließlich den richtigen Gang findet den gewünschten Vortrieb zulässt. Zumal die Schaltpausen angenehm kurz ausfallen bzw. nicht vorhanden sind.

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Dass man mit der 6-Gang-Handschaltung nicht falsch liegt, zeigte der 1.0 TSI – das Einstiegsaggregat. Zielgenau lassen sich die Gänge durchschalten und bereiten niemandem Schwierigkeiten, sondern eher Fahrspaß. Selbst die 85 kW bzw. 115 PS des Basistriebwerks reichen völlig aus. Dabei klingt der Dreizylinder mit 999 ccm angenehm kehlig beim Ausdrehen und gibt sich nicht unbedingt wie ein Turbomotor. Man hat eher das Gefühl von einem Saugmotor angetrieben zu werden: Der 1.0 TSI mag Drehzahlen um zügig voranzukommen. Hat man sich erst an diese Auslegung gewöhnt, kann es auch zügig zur Sache gehen. Die 100-km/h-Marke ist in 10,6 Sekunden erreicht. Als Höchstgeschwindigkeit sind 187 Kilometer in der Stunde angegeben – Werte, für die es im Yeti einen 1.4 Liter Vierzylinder mit 10-Mehr-PS brauchte.

Ansonsten gibt sich der Tscheche gut berechenbar und angenehm komfortabel. Gerade die geschundenen Straßen Siziliens zeigen, dass ein Fahrwerk nicht immer übertrieben sportlich und stramm federn muss. Und so bügelt der Skoda Karoq Unebenheiten angenehm weg, ohne aber das Fahrgefühl zu verwässern. Interessant war aber weniger, was das SUV auf, sondern vielmehr abseits der Straße konnte. Mit reinem Frontantrieb ausgerüstet ging es über üble Feldwege mit scharfen Steinen und Schlaglöchern, in denen ein ganzer Fiat 500 der ersten Generation Platz gefunden hätte. Dabei tat sich der Frontantrieb auf den sandig-steinigen Pfaden nicht gerade leicht, scheiterte aber auch nicht. Beeindruckend, wie vielseitig der Karoq – selbst ohne den 4×4-Antrieb – auftritt.

Fazit – Der Abschied fällt leicht

Die Gefühle waren gemischt, als klar wurde, dass das neue Kompakt-SUV der Tschechen nicht mehr Yeti, sondern Skoda Karoq heißt. Doch der Abschied vom Vorgänger – die Zwischenüberschrift zeigt es – fällt leicht. Mit dem neuen SUV im Portfolio machen die Tschechen vieles richtig: Es gibt sowohl zahlreiche „Simply Clever“-Lösungen wie auch reichlich Platz. Zudem muss man sich mit seinem Gepäck nicht mehr bescheiden – der Yeti konnte mit seinem Basis-Volumen nicht immer überzeugen. Und auch beim Fahren gibt es nichts zu mäkeln – ein echter Allrounder.

Wenn man tatsächlich etwas anmerken möchte, dann wäre es vielleicht, dass der Skoda Karoq etwas mehr Pfiff im Design vertragen könnte, aber das ist persönliches Gusto. Positive Kommentare bezüglich des Blechkleids beweisen dies. Ansonsten muss sich Skoda gefallen lassen, dass die Preise nicht mehr als Schnäppchen durchgehen. Mindestens 24.290 Euro benötigt ein künftiger Besitzer, entscheidet er sich für den Skoda Karoq. Daran wird die demnächst erhältliche Basis-Ausstattung aber noch etwas ändern, da das SUV zunächst in den (empfehlenswerten) höheren Versionen Ambition und Style erhältlich ist. Letztendlich können die Tschechen aber überlegen, ob sie ihren Claim nicht vielleicht überarbeiten. Vorschlag: „Simply Good“.